Was im Inneren nicht reif ist, kann im Außen nicht sein.

Diesen Satz habe ich diese Woche von meiner Yogalehrerin gehört, als unsere Gruppe krampfhaft versuchte in den Standhaltungen Balance zu finden. Jede einzelne Schülerin wackelte herum, und desto mehr wir es mit Anstrengung und Disziplin versuchten, desto mehr kippten wir der Reihe nach um.

Unsere Lehrerin sagte, das es vollkommen in Ordnung ist zu wackeln, zu straucheln und an manchen Tagen nicht gutzustehen, denn was im Inneren an diesem Tag nicht reif ist, kann im Außen nicht sein.

Das ging mir durch und durch.
Während der restlichen Stunde lief wie ein Film vor meinem inneren Auge ab.

Wie oft hatte ich schon in meinem Leben versucht im Außen für irgendetwas zu stehen, wozu ich im Inneren nicht bereit war und desto mehr ich mich anstrengte, desto mehr fing ich an zu kippen.

Ich sehe das bei mir selbst und auch bei vielen Anderen, sei es bei Privatpersonen oder bei Unternehmen.

Im Außen wünschen wir uns bahnbrechende und revolutionäre Erfolge und sind im Inneren nicht bereit dazu.

Warum?

Bei den Standhaltungen im Yoga ist es so, das sie eine starke innere Konzentration auf sich selbst erfordern, eine tiefe Zentriertheit und eine sehr bewusste Wahrnehmung des eigenen Selbst. Manchmal sind es minimale Korrekturen der Haltung die darüber entscheiden, wie gut man steht. Natürlich kann man sich für eine Weile an einer Wand festhalten oder an einem Punkt im Raum orientieren, aber ist die Wand weg, kippt man. Will man wirklich gut und kraftvoll im freien Raum stehen, helfen keine Hilfsmittel und Orientierungen im Außen mehr.

Und genau so ist es auch im Leben.

Wir suchen im Außen nach Orientierung, nach Erkenntnis darüber, wer wir sind und was wir tun sollen, doch wenn wir im Inneren nicht bereit sind zuzuhören, werden wir keine Antworten finden, die uns in unsere Kraft bringen. Denn die wichtigste Weisheit und Lehre steht in uns selbst geschrieben.

Ich habe viele Jahre nur auf meine innere Stimme gehört, bin einfach dem gefolgt, was mir in den Sinn kam, und war erfolgreich damit.
Bis ich irgendwann dachte, du musst das nun alles professioneller angehen.
Es gibt so viele Regeln in der Welt, wie gerade dies oder jenes funktioniert, woran wir uns orientieren sollen. Doch oft ist es dann so, das genau diese Regeln die heute das absolute Nonplusultra sein sollen, in ein paar Jahre als der größte Schwachsinn angesehen werden.

Ich selbst besuchte Seminare, absolvierte diverse Trainings, lernte dies und das, verschlang Tonnen von Büchern, bis ich irgendwann müde, entmutigt und enttäuscht wieder auf mich selbst zurückgeworfen wurde. Ich dachte immer, wenn ich das Seminar noch mache, meinen letzten Groschen für dieses Coaching investiere und dieses Buch noch lese, dann endlich kommt der Durchbruch, dann stehe ich endlich dort wo ich hin möchte.

Oft genug bin ich auch voll angesprungen, auf eine Vermarktung, die meinen wunden Punkt erwischt hatte und mir Resultate versprach, nach denen ich heute wohl als mehrfache Millionärin mit meinem eigenen Einhorn auf einem Regenbogen reiten müsste. Aber ich war innerlich nicht reif, nicht für das Einhorn und nicht für die Million.

Heute sehe ich wie viel wertvollen Blödsinn und auch wichtige Weisheit ich dadurch gelernt habe. Es waren wirklich atemberaubend gute Sachen dabei, die mich meilenweit weiter gebracht haben und andere wiederum waren so blöd und schmerzhaft, das sie mir sehr viel Klarheit brachten, was auf gar keinen Fall mein Ding ist.
Das Thema Marketing hat mich gelehrt, sehr achtsam damit zu sein, wofür ich selbst mit meinem Angebot stehen kann und wofür nicht. Denn wenn ich etwas gelernt habe, dann, dass jeder seine Zeit und seinen individuellen Weg braucht.

Doch die wichtigste Erkenntnis war immer und immer wieder auf meine innere Stimme zu hören, auf mein Herz und meinen eigenen Verstand. Wenn ich heute Fragen habe, setze ich mich hin, werde still und lausche. Komme ich nicht weiter, arbeite ich mit Coaches zusammen, die mir clever die passenden Fragen stellen, die mir helfen Klarheit zu bekommen, aber nicht mehr mit denen die mir fertige Antworten liefern, und meinten sie hätten meine Weisheit gefressen.

Die innere Stimme hat viele Möglichkeiten zu uns zu sprechen. Das kann die Stimme der Gefühle sein, der Wünsche und Leidenschaften, Bilder die vor unserem inneren oder äußeren Auge erscheinen oder Worte, die wir sehen oder innerlich hören. Manchmal ist es die Natur, die zu uns spricht, unsere Erfahrung oder einfach unser Wissen. Die innere Stimme erkennst du daran, das sie dein Herz mit Liebe erfüllt, und das du einen Drang spürst, der Freude verspricht, für dich und Andere.

Und letztendlich war meine eigene Geschichte die Antwort nach der ich lange gesucht habe, die mir gezeigt hat, wer ich bin und was ich zu geben habe, wofür ich stehe.

Ich weiß, das in jedem Menschen etwas ist, was reifen will, was auch immer es ist.

Meine gesamte Arbeit ist darauf ausgerichtet, der individuellen Persönlichkeit, der eigenen Wahrheit und Vision Raum zur Reife zu geben, Gleichgewicht zu finden und die inneren Ressourcen dabei zu entdecken. Es geht darum, achtsam zu erkennen, was die innere Welt im Außen spiegelt und den eigenen Weg zu finden, geführt von der inneren Stimme.