Homeoffice, Evolution und was noch so kommt

Die Stimmen werden wieder lauter. Oftmals höre ich es aus allen Ecken. Zurück ins Büro, zurück in Präsenstermine, weg von der Idee der Arbeitszeitreduzierung, am besten zurück in die gute alte Zeit.

Unsere derzeitige Arbeitswelt ist immer noch stark geprägt von der Generation der Babyboomer und der Generation X, für die Leistung im Wesentlichen mit einem hohen Investment an Zeit, Ausbildung und Engagement zu tun hat.

Doch gleichzeitig verändert sich der Arbeitsmarkt so stark, weil wir Menschen uns verändern. Evolution ist der momentane Zeitgeist.

Dann lese ich solche platten Argumente wie: Homeoffice sei nun doch eher was für Couch-Potatos und die 4-Tage-Woche eher was für Träumer die bald bankrottgehen. Wir müssten doch in der direkten sozialen Interaktion auch menschlich wachsen, müssten uns im Team gegenseitig motivieren, lernen, Vertrauen zu gewinnen und das natürlich alles viel besser, wenn wir uns live sehen. Und natürlich müssten wir, um Wettbewerbsfähig zu bleiben, am besten die Arbeitszeit erhöhen, die extra Meile laufen, 3 Masterabschlüsse machen, um überhaupt usw. usw. usw.

Irgendwo las ich einmal, wir sollten, um die Medienwelt zu retten, wieder Zeitungen auf dickeres Papier drucken.

Heiligerbimbam.

Meine Erfahrung mit Unternehmen, die auf Homeoffice, Hybrides Arbeiten und eine kürzere Arbeitszeit umgestellt haben, ist eine ganz andere. Es gibt Unternehmen, die haben den Innovationsschub so gut genutzt, dass sie heute effizienter denn je arbeiten. Die Mitarbeiterzufriedenheit einen enormen Schub gemacht hat, der Krankenstand und die Fluktuation auf ein Minimum gesunken ist, und die Zusammenarbeit im Team sich wesentlich verbessert hat.

Warum sollte ein Unternehmen, welches in der Krisenzeit der Pandemie im Homeoffice weiterhin ihren Job gemeistert hat, jetzt in einer Zeit der Entspannung, nach vielen innovativen Ideen, Anpassung und Optimierung der Arbeitsprozesse, der Teamstrukturen, nur noch wettbewerbsfähig sein, wenn es in alte Muster zurückfällt. Ich finde keine logische Erklärung.

Was am Ende zählt, sind Resultate, Ergebnisse und wenn du diese in deinem Unternehmen nicht messen kannst, hast du ganz andere Probleme, als die Frage, wo dein Mitarbeiter sitzt.

Und warum willst du Zeiteffektivität bestrafen, in dem du weniger Zeit mit weniger Gehalt gleichsetzt? Du wirst vermutlich von den genialen Ideen deiner Mitarbeiter effektiver zu werden, wenig erfahren.

Was nutzt er dir, wenn du Menschen bei ihrem geschäftigen Treiben zuschauen kannst, ohne konkret zu wissen, was am Ende dabei herauskommt. So tun als ob ist nämlich einfach, und ich kann gar nicht zählen, wie oft mir diese busy Typen über den Weg gelaufen sind, die viel Hektik verbreitet haben, angeblich mega wichtig waren, viel geredet haben und am Ende konkret nichts, außer Ärger, dabei herauskam.

Aber darum geht es doch eigentlich in der Arbeitswelt, oder? Konkrete Ergebnisse, menschlich, gesellschaftlich, finanziell, faktisch.

Ich persönlich glaube, die Zeit sinnloser Führung vorbei ist, genauso wie die Zeit der Selbstdarsteller, der großen Auftritte, der Schwätzer und derer, die zwar gut kommandieren, aber nicht führen können.

Warum glaubst du also Mitarbeiter kontrollieren zu müssen, warum brauchen Sie gegenseitige Motivation und warum glaubst du, sie können diszipliniert und fokussiert nur in der Gruppe arbeiten.

Wenn du das wirklich glaubst, dann frag dich mal, wen du da eingestellt hast.

Und warum glaubst du zu wissen, wann, wie und wo dein Mitarbeiter sich sozial am besten entfalten kann. Frag ihn am besten selbst. Ja, es gibt etliche Menschen, die lieber im Büro, im Team und in einer Gruppe arbeiten und das ist vollkommen in Ordnung. Aber es gibt auch etliche für die hybrides Arbeiten ein Segen ist. Worum es geht, ist Atmosphäre und wie wir bestmöglich ein optimales Arbeitsumfeld erschaffen können.

Wenn du ein Problem mit Homeoffice deiner Mitarbeiter hast, dann frage dich, ob es vielleicht auch sein kann, das du es bist, der nicht vertrauen kann, dass du kontrollieren willst und evtl. deine eigene Denk- und Handlungsweise auf Mitarbeiter projizierst.

Vielleicht musst du von deiner Couch im Kopf aufstehen, aus deinem mentalen Schneckenhaus raus, und nicht der Mitarbeiter aus dem Homeoffice.

Ich frage mich wirklich, warum sollte es nicht möglich sein, in der digitalen Welt virtuelle Räume der Verbundenheit, des Vertrauens, der Motivation, des ziel- und lösungsorientierten Arbeitens zu erschaffen?

Natürlich ist das möglich, aber es braucht einen komplett neuen Ansatz, ein verändertes Denken von Arbeitszeiten, Prüfmechanismen, menschlicher Interaktion, optimierten Prozessen und vielleicht auch den Mut, einfach mal alles auf den Kopf zu stellen.

Die Arbeitswelt und unsere Gesellschaft steht vor großen Veränderungen durch die Integration und den Fortschritt von KI.

In einer Welt, in der immer mehr Arbeitsplätze wegfallen, ersetzt werden durch Technologie, müssen wir uns doch die Frage stellen, wie wir uns neben der Technologie als Menschen und als Gesellschaft weiterentwickeln wollen. Wo führt unser Weg hin, bei wesentlich weniger Arbeit, wie verteilen wir Aufgaben, Ressourcen, Arbeitszeiten, Geld komplett neu. Was, wenn Erfolg nicht mehr an Zeit, Geld, Leistung und Status gebunden ist, sondern an echter Lebensqualität?

Was zählen wird ist Inhalt, Wert und die Gabe, deine Sinne zu nutzen, auch wenn dir jemand nicht direkt gegenübersteht, sondern du mit ihm in einer Videosession bist oder nur seine Stimme hörst. Schule deine Fähigkeit der Verbundenheit in der virtuellen Welt, denn ich glaube, es wird in Zukunft sehr wichtig sein.

Wie oft höre ich von Menschen auf ihrem Weg zum Erfolg, dass sie Grenzen sprengen wollen.

Weißt du was? Fang am besten bei dir und deinem Denken an.